Antwort auf den 4. Brief
Lieber Onkel Peter,
Kompliment! Deine Argumente sind gar nicht übel. Hab sie getestet, und mein Mitschüler hat sich tatsächlich von einigen beeindrucken lassen. Die Zitate führender Naturwissenschaftler haben allerdings wesentlich dazu beigetragen.
Eigentlich könnten wir unseren Austausch damit beenden, aber ich bin echt auf den Geschmack gekommen. Also gestatte mir, Dich weiter mit Fragen zu löchern.
Gestern im Firmkurs haben wir über den Firm-Ritus gesprochen. Ehrlich gesagt, im Vergleich zur Taufe und Kommunion finde ich ihn ziemlich enttäuschend.
Bei der Taufe wird das Sakrament anschaulich durch das Wasser, bei der Kommunion durch das eucharistische Brot. Aber nur eine Handauflegung und ein Kreuzchen mit Chrisam auf die Stirn - da ist so wenig Greifbares.
Und überhaupt, das gilt auch von der Lehre vom Heiligen Geist. Es gibt viele Bilder von seinem Wirken - Feuerflammen, Sturmesbraus - , aber das sind eben Bilder. Wo ist die Wirklichkeit, die diese Bilder meinen, was bedeuten sie konkret, wo ist das Wirken des Hl. Geistes greifbar? Ehrlich, ich kann mit diesen Bildern nicht viel anfangen.
Gestern habe ich Deinen zweiten Brief noch einmal nachgelesen. Du hast da am Ende so eine geheimnisvolle Bemerkung gemacht: Einen ganz entscheidenden Aspekt des Glaubens an die Dreifaltigkeit würde ich gerne irgendwann noch einmal nachtragen. Jetzt wäre eigentlich der richtige Zeitpunkt dafür. Vielleicht hilft mir das ja auch bei meiner Kernproblem weiter: Ist die Lehre von der Hl. Dreifaltigkeit nicht absolut unlogisch? Du hast da zwar im zweiten Brief recht anschauliche Gleichnisse gebracht, aber solche Gleichnisse beeindrucken Jugendliche in meiner Altersklasse wenig. Sie beantworten letztlich nicht die Frage: Wie kann man eine so unlogische Lehre als vernünftiger Mensch eigentlich glauben? Drei göttliche Personen, die aber trotzdem ein Gott sind - das ist doch schlicht unvorstellbar. Oder, wie es im Glaubensbekenntnis heißt: aus dem Vater geboren vor aller Zeit. Wann war denn die Geburt Jesu aus dem Vater? Wann soll sie stattgefunden haben, wenn es keine Zeit gab, in der der Vater war, der Sohn jedoch nicht? Wie kann vor der Zeit überhaupt so etwas stattgefunden haben wie eine Geburt?
Hast Du nicht vielleicht noch ein paar Argumente auf Lager, keine Gleichnisse, sondern Fakten, die jeder anerkennen muss, vielleicht sogar aus den Naturwissenschaften? Ich habe keine Ahnung, ob ich damit Unsinn rede, aber Du hast ja scheint´s auf jeden Pott einen Deckel.
Gestern hat Achmed mich mitgenommen in die Moschee, ich wollte mal sehen, wie die Muslime beten. Es waren nur Männer zu sehen, aber was mich beeindruckt hat, war die Disziplin, mit der alle gemeinsam die Verbeugungen machten.
Anschließend fragte mich Achmed, wie denn bei uns ein Gottesdienst abläuft. Als ich versuchte, ihm die Messe zu erklären, kam ich ganz schön ins Schwitzen. Der muslimische Gottesdienst ist ja ein reiner Gebetsgottesdienst, das ist bei uns ganz anders, da vollzieht sich eine Handlung. Messgewänder und Messdiener gibt es in der Moschee auch nicht.
Aber den Kern des Geschehens zu erklären, das habe ich nicht hingekriegt. Wie würdest Du denn einem Muslim die Messe erklären?
Wenn ich mir jetzt meinen Brief anschaue, muss ich sagen, ich habe da wohl ein bisschen zu viel reingepackt. Aber ich schätze, Du schaffst das schon.
Also, ich bin gespannt, was Du dazu sagst.
Viele Grüße
Bernd