Antwort auf den 17. Brief
Lieber Onkel Peter,
ich finde es klasse, dass Du Eltern behinderter Kinder befragt hast. Da hat man einen Originalton, der überzeugender ist als mitleidige Betrachtungen.
Es leuchtet mir ein, dass der Glaube hilft, eine solche Situation zu meistern. Aber meinst Du nicht, dass es auch nichtgläubige Eltern gibt, die ein behindertes Kind liebevoll annehmen?
Obwohl der Trend, gerade auch im Hinblick auf die Präimplantations-Diagnostik, wohl eher in die andere Richtung geht. Meine Freundin meint, im Grunde wären die Möglichkeiten der modernen Medizin für eine Frau eher eine Belastung als eine Hilfe. Und die Ergebnisse der PID sind ja wohl auch gar nicht so sicher, wie immer getan wird.
Ich habe Achmed gefragt nach der islamischen Schöpfungstheologie. Er meinte, davon habe er schon mal gehört, aber so bewusst sei ihm das noch nicht gewesen. Jedenfalls hat er sich gefreut, dass ein Christ am Islam auch mal was gut findet.
Die Brennnessel schaue ich jetzt mit größerem Respekt an als vorher. Mutter hat mir erzählt, dass ihre Eltern im Krieg Brennnesseln als Salat gegessen haben und dass sich dafür am besten die jungen Pflanzen eignen. Im Internet habe ich bei Chefkoch.de ein Rezept für Brennnessel-Salat gefunden. Wofür ein Firmkurs so alles gut ist!
In der letzten Stunde schlug unsere Katechetin vor, wir sollten vor der Firmung zur Beichte gehen. Daraufhin herrschte Schweigen im Walde. Schließlich fragte einer, ob eine Bußandacht es nicht auch täte. Sie meinte, das wäre wohl nicht dasselbe, und hat uns dann kurz die Geschichte der Beichte erklärt.
Ob ich alles richtig behalten habe, weiß ich nicht. Jedenfalls erinnere ich mich, dass es zur Zeit der Christenverfolgung nur einmal im Leben möglich war zu beichten, bei Glaubensabfall; dass die Kirche in späteren Jahrhunderten die häufigere Beichte möglich gemacht hat und dass in der Folge die sogenannte Andachtsbeichte entstand, die schließlich so übertrieben wurde, dass heute kaum noch jemand zur Beichte geht. Also wie so häufig in der Geschichte - von einem Straßengraben in den anderen.
Dann hat sie die anderen Formen der Sündenvergebung genannt, welche die Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil ermöglich hat: persönliches Gebet in echter Reue über die begangene Sünde, Mitfeier der Eucharistie, Einsatz für Notleidende (sie hat da eine Stelle im NT genannt, die etwa so lautete: Die Liebe deckt eine Menge Sünden zu) und eben die Bußandacht.
Und es gäbe ein Kirchengebot, das besagt, man müsste einmal im Jahr zur Beichte gehen, und zwar in der österlichen Zeit. Das gelte aber nur für Todsünden.
Dann kam sie auf ihren Vorschlag zurück und meinte, an Knotenpunkten des Lebens sei eine Beichte auch ohne Todsünden sinnvoll, z.B. vor der Eheschließung und eben bei der Firmung.
Ehrlich gesagt, ich habe keine große Lust zu beichten. Bisher habe ich erst ein einziges Mal gebeichtet, das war vor der Erstkommunion, und ich wüsste auch gar nicht, was ich beichten sollte, schließlich habe ich keinen umgebracht und nicht gestohlen und betrogen. Die kleinen Rangeleien, die man sich sonst so leistet, das ist doch einfach menschlich.
Nun, wenn ich Dich frage, kann ich mir die Antwort schon denken. Du wirst wahrscheinlich auch für die Beichte vor der Firmung plädieren. Aber ich kann mich nicht entschließen, einem wildfremden Menschen, oder noch schlimmer, jemandem mein Innerstes preiszugeben, dem ich dann ständig begegne wie unserem Pfarrer. Ich bin ja schließlich Messdiener.
In dem Punkt bin ich mit meiner Freundin übrigens absolut einig. Sie steht der Kirche ja sowieso noch kritischer gegenüber als ich und meint, da hätte sich diese Institution aber ein ganz schönes Mittel der Disziplinierung geschaffen.
Wie siehst Du das mit der Disziplinierung?
Herzliche Grüße
Bernd